Lebendige Kastanientradition in Mörel-Filet
2003 startet die Burgerschaft Mörel das Projekt «Waldreservat Kastanienselve Salzgäb». Ziel ist es , die Kastanienselve Salzgäb auf einer Fläche von 3.3 Hektaren zu rekultivieren und wieder anzupflanzen. Das Kerngebiet und die 17 Hektaren grosse Randzone sollen landwirtschaftlich, landschaftlich und ökologisch zum Waldreservat aufgewertet werden.
Sanierung der Trockensteinmauern
Neue Gitterkäfige für die Pflanzung
Begegnungszentrum
Herbststimmung im Salzgäb
Mit der Aufwertung des Gebiets beginnen die Initianten des Projekts die Öffentlichkeit für das Natur- und Kulturerbe der Kastanienselven zu sensibilisieren. Der zum Teil neu angelegte Begehungsweg führt BesucherInnen durch das Waldreservat und die Kastanienselve. Die Informationsausstellung im De-Sepibus-Haus und an geeigneten Stellen angebrachte Tafeln mit erläuternden Texten orientieren über das Projekt. Eine steinerne Stallscheune in der östlichen Kernzone dient als kleines Begegnungszentrum.
Die Cheschtenezunft Mörel-Filet, 2006 in Mörel gegründet, ist gemeinsam mit zwei Landwirten für den Unterhalt und die Pflege des «Waldreservates Kastanienselve Salzgäb» verantwortlich.
Weidwald als Naturschutzgebiet von kantonaler Bedeutung
Das Salzgäb liegt westlich etwas oberhalb des Dorfes Mörel in einer Höhenlage zwischen 850—900 m. ü. M. Das gesamte Gebiet wurde früher landwirtschaftlich genutzt, heute nur noch der östliche und südliche Teil.
Im 19. Jahrhundert wurde die Kastanienselve gepflanzt und Teile des Salzgäb entwickelten sich zu einem sogenannten Weidwald. Dieser Waldtyp zeichnet sich durch eine grosse Biodiversität aus und ist landschaftlich ebenso interessant. Der Weidwald zählt gemeinsam mit den Lärchwiesen (Wytweiden) zum bedrohten alpinen Kulturerbe.
Landwirtschaftlich wird das Salzgäb traditionell-extensiv bewirtschaftet: Eingriffe in den Naturhaushalt werden vermieden und vegetative Standortfaktoren belassen. Dadurch erhalten sich hier artenreiche Fettwiesen und Halbtrockenrasen, wichtige Lebensräume für Vögel, Schmetterlinge und Insekten; unter anderen lassen sich Goldammern und Neuntöter beobachten sowie seltene Schmetterlinge wie der Schwarze Apollo.
Bis vor Jahrzehnten wurde im Salzgäb auch Ackerbau betrieben. Mit der Aufgabe des Getreideanbaus ging jedoch dieses prägende Element der traditionellen Kulturlandschaft verloren, wichtige Lebensräume der heute in der Schweiz stark gefährdeten Ackerbegleitflora verschwanden.
Das Salzgäb ist ein Naturschutzgebiet von kantonaler Bedeutung. Bedingt durch die Lage in einem Felssturzgebiet und infolge der vielfältigen landwirtschaftlichen Nutzung weist das Gebiet einen grossen Reichtum an kleinräumigen Strukturelementen auf: Grosse Felsblöcke, alte Ackerterrassen, Hecken, Hochstammobstbäume, Mähwiesen und Weiden bilden ein mosaikähnliches harmonisches Nebeneinander.
Rekultivierung und ökologische Aufwertung
Seit einigen Jahren gibt es in der Schweiz so etwas wie eine Wiederentdeckung der Edelkastanie (wie dies in vielen Ländern Europas bereits geschah). In den traditionellen Kastaniengebieten im südlichen Landesteil, aber auch in Regionen auf der Alpennordseite mit kleineren Kastanien-Vorkommen entstanden und entstehen Projekte zur Rekultivierung der Kastanienselven, um einerseits die traditionelle Kulturlandschaft aufzuwerten, andererseits die Öffentlichkeit für die kulturellen Werte des einst wichtigen Kastanienanbaus in der Schweiz zu sensibilisieren.
An die Bestrebungen schliesst auch das Projekt der Rekultivierung der Kastanienselve im «Salzgäb» an. Für diese Rekultivierung musste zur Vorbereitung der Pflanzung in der Kernzone sämtliche Baum- und Strauchvegetation gefällt und entfernt werden. Einzelne wertvolle Baum- und Straucharten, wie beispielsweise die Mehlbeere oder der Weissdorn, blieben erhalten. Bei diesem Fällen der Bäume und dem Entfernen der Strauchvegetation ging es vor allem darum, die Kastanienbäumchen nicht durch andere Pflanzen zu konkurrenzieren.
Gepflanzt wurde im «Salzgäb» die standortgerechte Kastanie Marrone «Vitterbo», die im südlichen Apennin mit relativ kalten Wintern und trockenen, heissen Sommern heimisch ist. Dazu kommen noch 30 einheimische Bäumchen, die aus Sämlingen der alten Kastanie im «Salzgäb» gezogen und mit Reisern des Kastanienbaums beim Pfarrhaus veredelt wurden.
Der landwirtschaftliche Boden in der Kastanienselve wird in einer Kombination aus Grasschnitt und Beweidung bewirtschaftet.
Das «Salzgäb» war bis vor einigen Jahrzehnten auch ein Gebiet des Ackerbaus. Mit einem wieder angelegten, kleinen Acker mit einheimischen Getreidesorten wird auch diese Kultur exemplarisch gezeigt.
Das Projekt Waldreservat «Kastanienselve Salzgäb» bringt eine ökologische Aufwertung des landschaftlich bedeutenden Gebietes. Letztlich hat das Projekt «Salzgäb» – wie auch die übrigen Projekte in der Schweiz – eine nicht zu unterschätzende Bedeutung für den Tourismus mit Themenwegen und gastronomischen Angeboten. Damit werden diese Aufwertungen der Kastanienselven auch zu Förderungsprojekten für die Wirtschaft in den Randregionen.